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Bach im Teilchenbeschleuniger

Monday 30th November 2015

Ein Dortmunder Unternehmer und Bach-Liebhaber hat 2014 bei einer Versteigerung ein Porträt von Johann Sebastian Bach erworben. Seit jeher rätseln er und die Kunstszene, ob das Bild wirklich zu Lebzeiten des Komponisten entstanden ist. Es wäre damit erst das zweite Kunstwerk, bei dem das zweifelsfrei feststeht.

Das wurde jetzt von Forschern an der Technischen Universität Dortmund mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht um dessen Alter festzustellen. Die Universität hat bereits mehrere dieser wissenschaftlichen Tests bei angeblichen Bach-Porträts durchgeführt, die jedoch immer negative Ergebnisse brachten.

Einige Zeichen deuten darauf hin, dass das Porträt tatsächlich aus der richtigen Zeit stammt, wie zum Beispiel die Bezeichnung „Joh. Sebast. Bach 1737“ die auf der Rückseite der Gouache zu erkennen ist. Bisher konnte nur das bekannte Bach-Porträt von Elias Gottlob Haußmann aus dem Jahre 1748 nachgewiesen werden.

Das Gemälde, das den Komponisten Johann Sebastian Bach zeigen soll, wird im Zentrum für Synchrotronstrahlung an der Technischen Universität in Dortmund untersucht/Foto: dpa

Das Gemälde, das Bach zeigen soll, im Zentrum für Synchrotronstrahlung an der Technischen Universität in Dortmund/Foto: dpa

Die Forscher der Universität untersuchten mit dem Röntgenspektrum der in einem Teilchenbeschleuniger erzeugten Synchrotronstrahlung die atomaren Bestandteile der Farbzusammensetzung. Die Ergebnisse zeigten, dass einige Stoffe der Farbe erst ab dem 19. und 20. Jahrhundert verwendet wurden, somit kann eine frühe Entstehung des Porträts mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

Zudem fanden die Forscher heraus, dass an dem Bild großflächig Restaurationen vorgenommen sein müssen. Es konnten Spuren von Barium und Zink gefunden werden, die auf den Einsatz von Lithoponen oder Zinkweiß hindeuten. Diese Stoffe wurden der Farbe erst im Laufe des 19. Jahrhunderts zugesetzt. Die Wissenschaftler raten aber zur Vorsicht: Es könne sich auch zufällig um Stellen handeln, die später einmal restauriert wurden. Das vorläufige Resultat müsste deshalb durch eine großflächige Untersuchung überprüft werden.

Johann Sebastian Bach im Jahre 1746, mit Rätselkanon (Ölgemälde von Elias Gottlob Haußmann aus dem Jahre 1748)

Bach im Jahre 1746, mit Rätselkanon (Ölgemälde von Elias Gottlob Haußmann aus dem Jahre 1748)

Johann Sebastian Bach ist am 21. März 1685 in Eisenach geboren und wurde nach dem frühen Tod seiner Eltern von seinem älteren Bruder Johann Christoph, einem Organisten, musikalisch unterrichtet. 1723 wurde er dann als Nachfolger von J. Kuhnaus zum Thomaskantor nach Leipzig berufen und blieb bis zu seinem Tode (am 28. Juli 1750) als Lehrer an der St. Thomae und als Musikdirekter der Kirche tätig.

Seine Werke beeinflussten nachfolgende Kompositionsgenerationen und inspirierten Musikschaffende zu zahllosen Bearbeitungen. Sein kompositorisches Schaffen umfasst mehrere Kirchenkantaten, Motetten und Passionen, darunter die Johannes- und Matthäuspassion. Außerdem verfasste er mehrere Instrumentalwerke wie „Das musikalische Opfer“, die „Brandenburgischen Konzerte“, „Das wohltemperierte Klavier“ und „Die Kunst der Fuge“.