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Streit in Bayreuth

Friday 12th June 2015

Süffisant wird der Streit am “grünen Hügel” in Bayreuth mittlerweile als “älteste Seifenoper des deutschen Kulturprogramms” bezeichnet. Es geht um die Familie Wagner und um die Festspiele in Bayreuth, welche, wie beinahe jedes Jahr, unter keinem guten Stern zu stehen scheinen. Eskalation ist das, was von allen gefürchtet wird und alle in die Festspiele involvierten Wagner-Damen scheinen genau auf eben diese Eskalation hinzuarbeiten.

Aber was genau macht nun den Streit aus? Ganz konkret geht es um das Hausverbot, welches der im September 2015 von diesem Posten scheidende Leiterin Eva Wagner-Pasquier während der Probenphase vom 1. Juni bis 20. Juli erteilt worden sein soll. Dies würde weiterhin beinhalten, dass Wagner-Pasquier kein Mitspracherecht bei der Besetzung der Rollen und in Vertragsfragen mehr hätte.

Bayreuther Festspielhaus  Foto: www.bayreuther-festspiele.de

Bayreuther Festspielhaus
Foto: www.bayreuther-festspiele.de

Dies sind nicht die ersten Streitigkeiten, welche auftauchen. Wir erinnern uns daran, dass ein Bariton mit Nazitattoo und Jonathan Meese verbannt wurden, was jeweils für immense Schlagzeilen gesorgt hat. Bereits 2014 konstatierte Katharina Wagner im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: “Wenn Sie frühere Kritiken der Bayreuther Festspiele lesen, werden Sie sehen, dass es seit Bestehen der Festspiele immer wieder negative Kritiken gab. Das ist kein besonderes Vorkommnis dieses Jahres.” Ob sich diese Aussage des letzten Jahres so einfach auf 2015 übertragen lassen kann, bleibt fraglich.

Namhafte Dirigenten wie Daniel Barenboim setzen sich für Eva Wagner-Pasquier ein – er bewertet das Verhalten des Festspielhauses gar als menschnunwürdig.

Dass Eva Wagner-Pasquier und ihre Halbschwester Katharina nicht die besten Freundinnen sind, ist hinreichend bekannt. Doch inwieweit beeinflusst der familieninterne Rosenkrieg die künstlerische Durchführung der Festspiele? Christian Thielemann und Kirill Petrenko drohten in der Vergangenheit mit Absagen. Doch offensichtlich wurde die Aussage Thielemanns, “nicht den Taktstock zu heben, solle Eva Wagner-Pasquier auf dem Gelände sein” dementiert. Ein jährliches Hin und Her also, dem sich Besucher und auch die Künstler beugen müssen.

Kirill Petrenko hingegen drohte mit dem Rückzug, sollte das angebliche Hausverbot für Eva Wagner-Pasquier bestehen bleiben – somit schließt sich Petrenko Barenboims Meinung an. Die Kritik an den Festspielen ist ebenfalls gespalten, somit bleibt abzuwarten, inwiefern sich diese auf die Inszenierungen auswirken oder ob es – wie jedes Jahr – ein Krieg ist, der in Bayreuth gefochten und allein dort ausgetragen wird.

Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier Foto: dpa

Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier Foto: dpa