WildKat PR freut sich auf die Fortsetzung der Arbeit mit dem Koreanischen Kulturzentrum. Das nächste Projekt dreht sich um eine der wichtigsten weiblichen Künstlerinnen der 80er Jahre: Eine Retrospektive der amerikanisch-koreanischen Künstlerin Theresa Hak Kyung Cha.
1951 in Busan, Südkorea geboren, flohen Theresa Cha und ihre Familie vor dem Koreakrieg an die Westküste der USA. Ein früher Einschnitt im Leben der Künstlerin, mit dem sie sich ihr ganzes Leben auseinandersetzen sollte. Denn kulturelle Entwurzelung und die Notwendigkeit eine neue, eine fremde Sprache zu lernen sind wichtige Motive ihrer Kunst.
Cha blieb aber zunächst noch länger in den USA. Sie studierte an der University of San Francisco und der University of California, Berkeley. Dann ging sie nach Europa ans Centre d’Etudes Americaine du Cinema in Paris. Von dort zog sie nach Kanada und ließ sich schließlich 1979 in New York nieder, um am Elizabeth Seton College zu unterrichten und beim Metropolitan Museum of Art zu arbeiten. Zugleich arbeitete sie in dieser Zeit als Redakteurin und Schriftstellerin bei Tanam Press. 1982 wurde sie vergewaltigt und brutal ermordet. Ihre Arbeiten sind geblieben und haben im Laufe der Zeit nur an Bedeutung gewonnen.
Gefeiert als eine der wichtigsten feministischen und postkolonialen Künstlerinnen sind ihre Arbeiten von einer solchen Dringlichkeit und Relevanz, dass man sich ihrer Kraft nicht entziehen kann. Cha erforschte die Grundlagen vieler heutiger Diskurse. Die Aspekte von Verlust und Verdrängung, geprägt durch ihre Erfahrungen von Flucht, Einwanderung und Integration, verbindet sie immer mit dem Akt des Sprechens und des sich-ausdrücken-könnens. Wie kann man sich das Leben in einer Welt vorstellen, der man fremd ist und die einem fremd ist? Die Denkrichtungen der Zeit aufnehmend hat sie ihre eigene Arbeit radikal gestaltet. Von Sprechen über das figurative Mutterland bis hin zu den sprachlosen Videoarbeiten, thematisiert sie die Verletzlichkeit des Menschen in einer entwurzelten Welt und die Ausbeutung der Frau im Besonderen.
Theresa Hak Kyung Cha: Permutations, 1976; 16mm film; black-and-white, silent, 10 min.; University of California, Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive; gift of the Theresa Hak Kyung Cha Memorial Foundation.
[Note: The artist’s sister (pictured) is the subject of this structuralist work. Cha herself appears in a single frame.]
Ihre Formen fand sie dabei sowohl im Film, in der Fotografie und in der Literatur. Die Retrospektive im koreanischen Kulturzentrum nimmt genau diese Vielfalt auf und präsentiert neben ihren Videoarbeiten auch ihr literarisches Hauptwerk Dictée. Das Buch, das Verbindungen zwischen weiblichen Märtyrerfiguren von der griechischen Antike, über die koreanische Mythologie bis hin zur französischen Revolution schafft, ist ein wirklich bemerkenswertes Stück Kunst. Das Buch ist im Original in einer Mischung aus Englisch, Französisch und Koreanisch geschrieben. Die Künstlerin Heide Hinrichs hat sich nun der Aufgabe angenommen, erstmals eine ins Deutsche übertragende Fassung zu präsentieren.
Theresa Chas Filme liefen zuletzt im MAD (Museum of Arts and Design) in New York, ihre bildende Kunst wurde in Ausstellungen an der Universität Berkeley, in Barcelona und Wien gezeigt und nun endlich in Berlin.
Eröffnet wird die Ausstellung am 20. September mit einer Performance von kate-hers RHEE. Die in Berlin lebende Künstlerin steht wie Cha in einer Linie von koreanisch-amerikanischen Künstlerinnen, die Heimat und Verlust erforschen. Zudem gibt es im November einen Workshop mit dem Filmemacher Mischa Leinkauf.
Cha made quiet work with a disquieting impact.
(New York Times)